Ideenwerkstatt (Think-Tank)

als Ideenwerkstatt sind wir in wechselnden »Sonderforschungsbereichen« unterwegs: derzeit für die Analyse und Sicherung des Zugangs zu Gesundheit in versorgungsprekären Regionen. In diesem Zusammenhang entwickelt ccc neue Forschungsprojekte in Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, wissenschaftlichen Einrichtungen und klinischen Institutionen, und wird im Einzelfall tätig in der Antragsstellung auf Fördermittel, auf Wunsch als Konsortialführer und im Projektmanagement.

Signature Projects

digilog

Ende der 10er Jahre wurden bei uns viele Diskussionen zu späten Stunden und an realen, schrägen und virtuellen locations geführt, die nicht nur über die Monate und Jahre eine kleine, feine Ideenwerkstatt entstehen ließen, sondern welche auch zur Konzipierung von mehreren Signature Projects 2017-2020 führte.

Wie alles begann: »digilog« (Digitale und analoge Begleiter für eine alternde Bevölkerung" wurde als Vorhaben innerhalb des neuformierten "Gesundheitscampus" des Potsdamer MWFK aufgesetzt.

2014 war mit der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) eineprivate Hochschule gegründet worden, angelehnt an Ideen aus Witten/Herdecke und des inzwischen dort wieder aufgegebenen Reformstudiengangs Medizin an der Charité. Die Erwartung, dass diese Neugründung sich wirtschaftlich durch die Studiengebühren tragen und eine Forschungsagenda entwickeln könne, die konkurrenzfähig würde, war, dies zeigte sich bald, naiv. Die Gründungsidee jedoch, auf Studierende zu vertrauen, die nicht durch den Numerus clausus, sondern durch ihr dokumentiertes gesellschaftlich-humanes Engagement sich für ein Medizinstudium qualifizieren, war und bleibt genauso richtig wie singulär.

Der "Gesundheitscampus", der die MHB mit der Universität Potsdam und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (b-tu) als Trägerhochschulen verband, sollte die gesundheitswissenschaftliche Landschaft des Landes Brandenburg neu ordnen. Dazu wurden drei Projekte gefördert, und »digilog« war eines davon und wurde schließlich zum sichtbarsten. »digilog« fasste Gedanken, die damals allenthalben auf Podien und in Podcasts formuliert und diskutiert wurden, erstmals in einem großen Wurf zusammen und ist das erste Signature Project, das für innovative Versorgungsformen am Schnittpunkt von digitalen breakthroughs und "analogem" comittment steht.2019 wurde der erste digilog-Kongress in der Landesvertretung Brandenburg in Berlin durchgeführt. »digilog« wurde zur Marke.

»digilog« baute ein eHealth Center auf, das verschiedenste Informationen aus »digitalen Begleitern« verarbeiten sollte: etwa von tragbarer Sensorik (Wearables und Implantaten), Point-of-Care Tests (POCT) und aus mobiler Bildgebung. Dies beinhaltete z.B. eine aufklebbare, 1-7 Tage-Sensorikplattform für ein 3 Abl.-EKG, einen Blutdruck-Ohrsensor und Apple Watch-Daten, aber auch das Lab-on-a-Chip für eine mobile Diagnostik von biochemischen und mikrobiologischen Parametern, sowie den Einbezug von handheld-Ultraschallsystemen an Brennpunkten der ambulanten Versorgung.

Das erste eHealth Center wurde im Rahmen von digilog auf dem Campus von RK und MHB in der Fontanestadt Neuruppin gegründet und war der Versorgung in dem Einzugsbereich der RK zwischen Oranienburg und Wittstock gewidmet. Im Zuge der neuen Aktivitäten in und für die Lausitz ist dort, wiederum im Zusammenhang eines geförderten Verbundvorhabens (R&C.net), ein neuer großer eHealth Hub im Aufbau, der koordinierende und Support-Funktionen für zusätzliche regionale eHealth Center im Land Brandenburg und darüber hinaus übernehmen soll.
Dieser "Hub" ist mit eHealth Centers in anderen Regionen verlinkt,um ihnen auf Wunsch eine valide ärztliche Unterstützung und einedatentechnisch sichere Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Derzeit werden Datenströme von kooperierenden Arztpraxen und Krankenhäusern aus dem Ruppiner Land und demnächst auch anderen Landkreisen verarbeitet.

digilog: Kongressband

Wir freuen uns, eine Sammlung von Artikeln aus dem digilog-Projekt präsentieren zu können. In den Artikeln werden Forschungsprojekte und Produkte vorgestellt und diskutiert, die darauf abzielen, die Kluft zwischen analoger und digitaler Medizin zu überbrücken.

Laufende Projekte

2019 wurden wir - das Carl-Thiem-Klinikum gGmbH - eingeladen, der Medizininformatik-Initiative (MI-I) beizutreten. Die MI-I versammelt deutsche Universitätskliniken und strebt in vier Konsortien mit unterschiedlichen thematischen Ausrichtungen die Errichtung von Datenintegrationszentren an jedem einzelnen Standort an, deren Datenpool Forschergruppen deutschlandweit zur Verfügung gestellt werden soll. Wir entschieden uns für das HiGHmed-Konsortium und ccc. Center for Connected Health UG schrieb einen entsprechenden Antrag für das CTK, zunächst als Vernetzungspartner, welcher vom BMBF akzeptiert wurde, so dass das Vorhaben "R&C.net" (für: research & care: networked) am 01.02.2020 startete.

Kooperationspartner sind dabei die b-tu und die MHB als zwei der drei Trägerhochschulen der gemeinsamen Fakultät für Gesundheitswissenschaften (FGW).

  • Der Beitrag des CTK zu HiGHmed ist darin zu suchen, dass es für das Konsortium eine versorgungs- und forschungspolitisch interessante und singuläre Region erschließt.
  • Gleichzeitig steht die Lausitz prototypisch für prekärer werdende Lebensbedingungen: dünne Besiedlung, Überalterung und schrumpfende Versorgungsangebote.
  • Die Investments, die vereinbart wurden, um den Strukturwandel abzumildern, werden zu einem beträchtlichen Teil in F&E fließen.
  • Das CTK selbst ist zwar die größte medizinische Versorgungseinrichtung des Landes Brandenburg und derzeit Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité, aber ist bisher kein "Forschungskrankenhaus" im eigentlichen Sinne. Es soll jedoch, um diesen Strukturwandel zu unterstützen, im Rahmen einer "Modellregion Gesundheit Lausitz" zu einem "Forschungskrankenhaus 4.0" ausgebaut und dabei "digitales Leitkrankenhaus" werden.
  • Fast parallel wird es Universitätsklinikum und wird Lehre und Forschung für die neue, erste staatlich getragene medizinische Fakultät des Bundeslandes sicherstellen müssen.

Diese Vorgaben und Rahmenbedingungen machen zweifellos Medizininformatik ab sofort zu einem konstituierenden Teil des Selbstverständnisses des CTK und seines Auftrags. Die Medizininformatik-Initiative schafft wichtige Voraussetzungen, dass Forschung und Versorgung näher zusammenrücken. Das CTK bietet dem HiGHmed-Konsortium eine breite Erfahrung mit der Akquise mobil erhobener Daten aus dem ambulanten Sektor und dabei ein rurales, nicht urban geprägtes Einzugsgebiet. Es gibt im Unterschied zu anderen Einzugsgebieten von HiGHmed darin keine Metropolen. Gleichzeitig ist die Region einem Strukturwandel unterworfen, wie er – unter wechselnden Vorzeichen – immer wieder auch andere Regionen in Deutschland betreffen wird, mit besonderen Rahmenbedingungen für Gesundheit und Krankheit.

Im Use Case Kardiologie werden neben klinischen Daten neue, mobile Diagnosetechnologien für die Langzeitbeobachtung von chronisch Kranken erprobt. Sie ermöglichen es, umfangreiche und mitunter sehr spezifische Daten zu erfassen. Diese Daten können genutzt werden, um bei Patienten mit einem hohen Risikopotential für kardiovaskuläre Erkrankungen frühzeitig Verschlechterungsschübe zu erkennen und somit langfristig Krankenhausaufenthalte und die Sterblichkeitsrate zu verringern.

Cottbus und die Lausitz stehen aktuell im Brennpunkt eines Strukturwandels, der eine über mehr als 100 Jahre durch den Bergbau geprägte Landschaft in eine Region, die durch die Gesundheitswirtschaft bestimmt sein wird, überführt.

Der Branchensektor Medizintechnik stellt sich vielfältig dar. Klinische Studien nach dem Schema der Zusammenarbeit zwischen pharmazeutischer Industrie und Kliniken werden bislang allenfalls für Hochrisikoprodukte durchgeführt. Die Zusammenarbeit erfolgt zumeist direkt (ohne den Umweg über ein CRO) und vorrangig mit Universitätskliniken. - Das Gros der Medizinproduktehersteller muss sich erst seit der Ankündigung der neuen EU-Medizinprodukteverordnung (MDR) massiv mit dem Thema der klinischen Nutzen-/Risikobewertung ihrer Produkte befassen. Hierfür existieren bislang nur wenige Brückenköpfe in der Versorgung, wieder zumeist im universitätsnahen Umfeld. Besonders problematisch ist dieser Mangel für Medizinprodukte, die in der ambulanten Versorgung eingesetzt werden. Die entscheidenden Probleme, vor denen viele, v.a. kleinere Unternehmen der Gesundheitswirtschaft stehen, sind der Zugang zu den klinischen Anwendern und die großen Hürden bei der Überführung des innovativen Produkts in die Regelversorgung.

Dies betrifft gleichermaßen auch das Gros der Produkte aus dem Digital Health-Sektor.

In beiden Branchensektoren zeichnet sich ein erheblicher Bedarf für klinische Dienstleistungen ab. Diesen Bedarf will das CTK in Zukunft gezielt bedienen.

Die Nachfrage nach Komplett- und Prozesslösungen sowie nach individualisierten und digitalisierten Anwendungen fordert sektorenübergreifende Sichtweisen: in Bezug auf Medizintechnik und DiGAs nicht minder als in Bezug auf den ambulanten und stationären Sektor im Versorgungsalltag.

Die Industrie-in-Klinik-Plattform am CTK (TEAM:exchange) wird für Medizintechnikfirmen (wie auch für Unternehmen der digitalen Gesundheitswirtschaft)  eine Infrastruktur und Ausstattung für die unterschiedlichen Industriepartner bereitstellen, welche den Zugang zu ärztlicher Expertise, klinischen Erprobungsszenarien und Daten öffnet.

Das Angebot ist, den Produktzyklus von der Entwicklung einer Idee bis zur Marktreife individuell zu begleiten, und dabei auf die Patienten/innen des größten Krankenhauses des Bundeslandes und die medizinisch-klinische Expertise dieser Einrichtung wie auf die Kompetenzen und das Netzwerk der benachbarten Technischen Universität zurückgreifen zu können. Die Kommerzialisierung sollte vorbereitet werden, um einen erleichterten Marktzugang zu öffnen und eine nachhaltige Marktdurchdringung sicherzustellen.

Auf dieser Plattform finden sich modulare, professionalisierte Angebote über die gesamte Wertschöpfungskette.

Am Ende der Konzeptions- und damit zum Start der Erprobungsphase entsteht TEAM:exchange UG als Dachorganisation für angewandte Forschung und Transferleistungen (Applied Research & Transfer Services): problemorientierte diverse Expertise und hochkarätig ausgestattete Testfelder für Medizinprodukte (und DiGAs) in Vorbereitung auf Markteintritt, Zertifizierung und Rezertifizierung.Diese wirtschaftliche eigenständige Dachorganisation arbeitet mit verschiedenen klinischen Partnern zusammen, mit dem CTK, mit den Sana Kliniken in Cottbus, Senftenberg, Lauchhammer und darüber hinaus, mit den Diakonissenkrankenhäusern im Land Brandenburg, den Ruppiner Kliniken u.a., und organisiert mit den lokalen Studienzentralen klinisch-technische Dialog-Formate und "klassische" klinisch-wissenschaftliche Forschungsvorhaben (klinische Studien, RCTs)..

Das WIR!-Bündnis
Das com(m) 2020-Bündnis möchte in der Lausitz zur Sicherung der gesundheitlichen Versorgung beitragen. com(m) 2020: das Akronym steht für das Bedarfsfeld Community Care (Gesundheit in der kommunalen Gemeinschaft) und fokussiert das korrespondierende Innovationsfeld Community Care-Technologien.
Darunter sind abgestimmte Struktur-, Prozess-, Dienstleistungs- und Produktinnovationen zu verstehen, die ein effizientes und effektives Versorgungskontinuum in ländlichen Räumen herstellen, und so Gesundheitsversorgung als Faktor, welcher Lebensqualität und Sicherheit stiftet, definiert und vermittelt.

Die Ziele
Die Herausforderung ist, die räumliche und technische Distanz zwischen Versorgungsangeboten und Bürgern zu überbrücken; dabei beruht das com(m) 2020-Bündnis auf drei Eckpfeilern: Digital Care ist ein erster Eckpfeiler von Community-Care-Technologien, die den Zugriff auf Gesundheit niederschwellig organisieren, und von com(m) 2020. Innovationen im Dienstleistungsbereich adressieren das Bedarfsfeld, indem vermehrt ambulante Leistungen angeboten, an Kräfte vor Ort in vertretbarem Maße delegiert werden und indem die Bürger ihre Gesundheitsversorgung mitgestalten können. Fachkräfteentwicklung und Mobile Care sind Stichworte dieses zweiten Eckpfeilers von com(m) 2020.
Zukunftstrends der Mobilität bieten Chancen, um Menschen mit Handicap zu remobili­sieren (das Handicap kann eine Gehbehinderung sein aber auch ein "abgehängter" kleiner Wohnort) und sie mobil zu halten. Care Logistics ist der dritte Eckpfeiler von com(m) 2020.

Die Bündnisregion
Ländliche Regionen teilen vielerorts strukturelle Probleme und sind häufig Brennpunkte des demografischen und des Strukturwandels. Das südöstliche Brandenburg teilt aber nicht nur viele Probleme mit der Prignitz und dem Ruppiner Land, sondern steht vor einem massiven Strukturwandel durch das Ende des Bergbaus bis 2038: der seit 100 Jahren wichtigsten regionalen Industrie. Die Bündnisregion von com(m) 2020 ist die Lausitz: Bundesland-übergreifend in mehreren Modellregionen.

THIEM:COTTBUS5G beantwortet die Frage, wie 5G die Gesundheitsversorgung verbessern könnte. Dazu betrachten wir den "Patientenweg" in und durch ein Krankenhaus: wie verändern maßgeschneiderte Datenübertragungstechniken diesen Weg, verbessern die Patientensicherheit und verändern die Patientenerfahrung?

5G und seine Vorteile werden am Beispiel des Weges, den ein Patient mit akutem Herzinfarkt nimmt, demonstriert, um anschließend auf weitere Krankheitsbilder ausgedehnt und auch räumlich über den Campus hinaus im Stadtgebiet und in der Region ausgerollt zu werden.
Die Behandlungspfade werden im Hintergrund digital aufeinander abgestimmt und durch eine intelligente Verteilung von prozessrelevanten Informationen beschleunigt. Die im Einzelfall erforderlichen sachlichen und personellen Ressourcen werden räumlich und zeitlich erfasst und zusammengeführt, und damit entscheidende Schritte zu Evidenzbasierung und mehr Qualität getan.

Alles wird zur Datenquelle: jede Ultraschallmaschine, das CT, die Labor- genauso wie die Intensivstationskapazität, der OP und jedes geeignete Krankenbett.
Damit existieren in einem großen Krankenhaus tendenziell unendlich viele "Adressen" eines komplexen Internet of Things (IoT). Dies ist jedoch nicht genug: die erforderlichen personellen Ressourcen müssen geleitet (und angeleitet) werden: ärztliches wie auch Assistenz- und Pflegepersonal, um zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.

Entlang der Patient Journey wird dabei das zunächst nur technisch-informationell definierte IoT zu einem Internet of Services (IoS) im Dienst des kranken Menschen weiterentwickelt.
Für die verschiedenen Hospitalbereiche werden Daten über die jeweils am besten geeigneten Netze und Medien bereitgestellt: 5G ist dabei die "Datenautobahn".

Die Patient Journey, aufbauend auf vielfältigen und absolut aktuellen Informationen, wird noch vor Aufnahme im Hintergrund gebahnt: Der Patient kommt und die Ressourcen des Krankenhauses erwarten ihn bereits; der weitere Weg ist gebahnt.

Smart Hospital bedeutet damit, dass Zeit gewonnen, Funktionen bereitgestellt und Ressourcen effektiviert werden, kurz: dass der Patient besser versorgt werden wird. Und das "backbone" dieser informationellen Revolution im Krankenhaus ist 5G. Der Erfolg wird daran geknüpft, dass 5G kompatibel zu anderen alten und neuen Technologien der Datenübertragung ist und, last not least, für 5G die Akzeptanz der Zivilgesellschaft gewonnen wird.

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